«Europeana 1914–1918»: History goes Crowd

Das vielbesagte “Zeitalter der Extreme” (Eric Hobsbawm) bzw. die neueste Studie “Die Schlafwandler” des Historikers Christopher Clark machen deutlich, dass Zeitgeschichte immer aus dem Auge des Betrachters interpretiert wird. Nun, angesichts der bevorstehenden Aktivitäten zum Ersten Weltkrieg, beschreitet das crowdbasierte und multimediale Projekt Europeana 1914–1918 historisches Neuland: Europeana vereinigt Materialien aus Bibliotheken und Archiven aus aller Welt mit privaten Erinnerungsstücken von Familien aus ganz Europa und fordert Interessierte zum “Entdecken, Lernen, Recherchieren, Nutzen und Teilen” auf.

So zitiert der Tagesspiegel den Berliner Historiker Frank Drauschke, dessen Unternehmen Facts & Files die Sammel- und Scanaktionen für das Projekt Europeana 1914–1918 betreut: “Wir haben ein Archiv aufgebaut und Material angehäuft, jetzt ist die Wissenschaft aufgefordert, tiefer in die Materie einzusteigen.” Dass die systematische Transkription und Quellenanalyse allerdings über Forschungsgelder finanziert werden könnte, darüber mache er sich keine Illusionen: “Eigentlich kann man das bei dieser Menge nur crowdbasiert hinkriegen.” Das britische Nationalarchiv habe diesen Ansatz bereits gewählt und die Bevölkerung aufgerufen, als Crowd bei der Entzifferung der Tagebücher mitzuhelfen, so der Tagesspiegel. Das wünscht sich Drauschke auch für die Europeana 1914–1918. Oder um mit Winston Churchill’s Zürcher Rede zu schliessen: “Therefore I say to you Let the European Crowd arise!”

Quelle: In ihrem wöchentlichen Video-Podcast spricht Bundeskanzlerin Angela Merkel mit dem Historiker Frank Drauschke über Europeana 1914–1918 und die Bedeutung des Gedenkens an den Ersten Weltkrieg.

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